Sie kam mit Trakehnern aus Ostpreußen: Abschied von Alexandra Gräfin Dohna
Alexandra Gräfin Dohna und Margaret MacGregor (l.) bei der Ehrung ihrer Stute Kosima beim Hengstmarkt 2016. Foto: Jutta Bauernschmitt

Sie kam mit Trakehnern aus Ostpreußen: Abschied von Alexandra Gräfin Dohna

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Am 24. April verstarb Alexandra Gräfin Dohna im Alter von 85 Jahren. Die Mitglieder des Trakehner Verbandes sowie Trakehner Freunde auf der ganzen Welt trauern um eine besondere Persönlichkeit, Freundin und Fotografin, die ihr Leben lang dem Trakehner Pferd eng verbunden war. Mit dem Schlusspunkt eines so wechselvollen wie schillernden Lebensweges einer der letzten, dem Hochadel entstammenden Ostpreußinnen endet eine Ära.

Alexandra Gräfin Dohna kam am 8. August 1934 in Wundlacken, Kreis Königsberg, als Tochter von Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten und Antoinette Fürstin zu Dohna zur Welt. Die Heimat ihrer Kindertage inmitten von fünf Geschwistern war Schlobitten, das zu  Ostpreußens „Königsschlössern“ zählte, gleichzeitig eines der größten und bekanntesten Schlösser der preußischen Adelsdynastien. Die beiden Dohna‘schen Güter Schlobitten und Prökelwitz gehörten bis 1945 zu den Hochburgen der ostpreußischen Edelpferdezucht: In Schlobitten wurde das älteste, aus dem Jahre 1623 stammende Stutbuch Europas gehütet. Die Liebe zum Pferd und die hippologischen Kenntnisse vermittelte ihr schon als kleines Mädchen ihre Mutter, die die züchterischen Direktiven der Dohna‘schen Zucht in Händen hielt. Sorglose Kindertage verbrachte Alexandra Gräfin Dohna am liebsten im Pferdestall und bei ihren Tieren – eine Kindheit, die im Winter 1944 mit der Evakuierung der Mutter und  Geschwister nach Muskau (Sachsen), dem Familiensitz der Fürstin, jäh endete. Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten organisierte im Januar 1945 den größten geschlossenen Flüchtlingstreck aus Ostpreußen, der nach neun Wochen und 1.500 Kilometern in Thedinghausen in der Grafschaft Hoya bei Bremen ankam. Dort traf die Familie nach der Flucht wieder zusammen, bevor sie 1948 nach Basel in die Schweiz umzog.

Alexandra Gräfin Dohna arbeitete später für ein bekanntes Hamburger Verlagshaus, wurde bekannt als Topfotografin des internationalen Jetsets, in den Partyhochburgen Münchens und Nizzas – und widmete sich privat ihr ganzes Leben lang ihrer kleinen, hocherfolgreichen Trakehner Zucht, die die große Familientradition in bescheidenem Umfang fortführte: Das Stutfohlen Koralie v. Auftakt aus der berühmten Dohna’schen K-Familie, ein Geschenk ihres Vaters, begründete in ihren Händen einen der sportlich wie züchterisch bedeutendsten Zweige, der geprägt wurde von ihren beiden langjährigen Zuchtstuten Elitestute Kornubia und deren Tochter, der Staatsprämienstute Kontessina v. Arogno. Die Verbandsprämienstute Kastanie v. Arogno brachte in weiteren Züchterhäusern Auktionsreitpferde, international erfolgreiche Sportler, auch den gekörten Karl Lagerfeld und die strahlende Jahressiegerstute Karissima. Als Züchterin firmiert sie für die gekörten Hengste Kondor, Korsakow, Korado und den Siegerhengst Kissinger. Im züchterischen Gespür von Gräfin Dohna liegen die Wurzeln von Kasimir, Konradi und Karakallis sowie zahlreicher hochdekorierter Stuten. In ihren letzten Lebensjahren zeichnete die Zuchtgemeinschaft Alexandra Gräfin Dohna und Margaret MacGregor (USA) für züchterische Erfolge, darunter die Jahressiegerstute Kosima, deren Ehrung „die Gräfin“ noch persönlich entgegennahm.

Beruflich setzte sie in späteren Jahren auf die Pferdefotografie und galt dort lange als eine der Besten ihres Faches. Im Jahr 2011 erhielt Alexandra Gräfin Dohna die Goldene Ehrennadel des Trakehner Verbandes. Stil und Humor sowie akribische Arbeit hinter der Kamera kennzeichneten die Persönlichkeit der Grande Dame, die in ihrem Leben immer nach vorn schaute und ihren zahllosen Freunden unter den Trakehnern Züchtern unvergessen bleiben wird. Ihre letzte Ruhe findet Alexandra Gräfin Dohna in der Familiengruft in Lich.