Christian Ahlmanns Mäzenin Marion Jauß gestorben
Schöne Erinnerung: Marion Jauß und Christian Ahlmanns Cöster Foto: Sportpferde Ahlmann

Christian Ahlmanns Mäzenin Marion Jauß gestorben

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Ganz leise hat sich eine der größten Mäzeninnen des Reitsports von dieser Welt verabschiedet. Sie war die einzige Frau in der Hall of Fame des deutschen Trabrennsports, und dort wurde dann auch die traurige Nachricht zuerst verbreitet: Marion Jauß, deren 80. Geburtstag am 30. Juni des vergangenen Jahres noch mit Ehrungen gefeiert werden konnte, ist gestern, am 4. Mai, gestorben.

Bei Ausritten durch den Berliner Grunewald war sie unheilbar mit dem Pferdevirus infiziert worden. Ihr Vater Eduard Winter, Jahrgang 1885 und erst spät Vater geworden, war gemeinsam mit seinen Töchtern Marion und Madeleine auf den Leihpferden einer Reitschule regelmäßig gemütlich ausgeritten. Die beiden Mädchen waren damals acht und zehn Jahre jung – die Pferdevirus-Infektion bestimmte seither ihr Leben. Der Vater, der größte VW-Händler weit und breit und ein Marketing-Genie, hinterließ seinen Töchtern ein Vermögen, das seither klug verwaltet, gemehrt wird – und unschätzbar wichtig für den deutschen Reitsport wurde. Manche Olympia-Medaille wäre ohne diese Unterstützung nie zur deutschen Nationalhymne überreicht worden.

Marion, die Ältere, entdeckte bei einem Gästefahren ihre Liebe zum Sulky, während ihre Schwester Madeleine Winter-Schulze Meistertitel in Dressur und Springen sammelte.

Marion Jauß, ein paar Jahre mit einem der erfolgreichsten Traber-Champions aus Berlin, Gottlieb Jauß, verheiratet, sammelte im Sulky Siege und Championate. Nicht im Dutzend, sondern zu Hunderten. 1975 kaufte sie ihren ersten eigenen Traber, schon im nächsten Jahr war sie auf Platz zwei in der bundesweiten Championatswertung der erfolgreichsten Amazonen. Fünf Mal war sie in späteren Jahren die erfolgreichste Amateurfahrerin Deutschlands. 1.614 Siege insgesamt stehen in ihrer Bilanz.

Erst ein schwerer Rennunfall zwang sie, die Leinen aus der Hand zu legen und sich auf Zucht und Ausbildung zu konzentrieren. Auf halbem Weg zwischen Hamburg und Lübeck entstand dort, wo vorher der weltberühmte Komponist und Bandleader Bert Kämpfert gelebt hatte, ihr Paradies.

Zum Glück auch für die VR Classics in Neumünster. Denn diese räumliche Nähe sorgte dafür, dass einer der weltbesten Springreiter jedes Jahr in den Holstenhallen antritt, um sich dort auch mit seiner Sponsorin zu treffen. Denn Christian Ahlmann hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er seine phänomenale Karriere auch und ganz wesentlich der Großzügigkeit von Marion Jauß zu verdanken hat. Sie war es, die ihm zu den richtigen Pferden verhalf und die ihm auch in schwierigen Zeiten immer verlässlich zur Seite stand.

So hat er es auch selbst nach ihrem Tod noch einmal beschrieben: „Ich habe meine größte Förderin und meine treueste Unterstützerin verloren. Ich bin sehr traurig über ihren Tod. Marion Jauß war meiner Familie seit vielen Jahren eng verbunden. Sie war immer eine starke Persönlichkeit, die völlig unabhängig von der Meinung anderer ihren Weg machte, die selbstbewusst entschied, wie und wen sie fördern wollte. Sie hatte einen ganz besonderen Charakter, geprägt von ihrem Geburtsort Berlin könnte man es wohl als „Berliner Schnauze“ bezeichnen, sie hatte Spaß an geselligen Zusammentreffen mit ihren Schützlingen aus dem Trabrennsport und ihren Springreitern, war lustig, hatte ein großes Herz und enormes Wissen bezüglich des Pferdesports. Aufgrund ihrer eigenen Karriere im Sattel und im Sulky war sie wettkampforientiert und liebte es, ihre Pferde gewinnen zu sehen. Doch der Erfolg stand nicht an allererster Stelle. Vielmehr ging es ihr darum, sich positiv einzubringen, als Pferdefrau mitzudiskutieren und die Entwicklung der Pferde zu fördern. Sie hielt mir in den besten und den schwersten Stunden meiner Karriere die Treue. Das werde ich ihr nie vergessen. Es war mir eine große Freude und Ehre, die Pferde von Marion Jauß reiten zu dürfen. Mein herzliches Beileid gilt der ganzen Familie, der ich in dieser schwierigen Zeit alle Kraft wünsche.“

Die ganze Reiterwelt verneigt sich vor einer großen Frau.