Janne Meyer-Zimmermann und Christoph Zimmermann: Besuch auf Hof Waterkant vor der Turnierpremiere

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Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das Zitat von Hermann Hesse passt zu Jannes und Christophs Stimmungslage. Die Mannschafts-Welt- und Europameisterin im Springsattel blickt über eine frisch gepflügtes Feld. Gerade haben Janne und ihr Mann Christoph Zimmermann die 3,5 Hektar große Fläche dazu gekauft. Schon in rund zwei Monaten sollen hier Stallzelte stehen für ein neues Projekt. Ein CSI3* Turnier unter Corona Bedingungen. Geplant vom 1. bis 4. Juli 2021 auf dem eigenen Hof Waterkant vor den Toren Hamburgs.

“Ein eigenes Turnier – jetzt, in diesen Zeiten, kann das richtig sein?“ Janne Meyer und ihr Mann Christoph, der immer noch nicht alle Reste seiner Corona-Erkrankung aus den Knochen schütteln konnte, kennen die Bedenken, haben sich diese Frage selbst immer wieder gestellt. Und sie am Ende mit einem klaren Ja beantwortet. Wir treffen die Nationenpreisreiterin an einem sonnigen Frühlings-Nachmittag zu einem Rundgang über ihrem idyllischen Hof Waterkant in Pinneberg-Waldenau. Um mit ihr über die Verwirklichung des Traums, die damit verbundenen Herausforderungen und über den Spitzensport in Zeiten von Corona zu sprechen.

„Wir sind beide Sportler und Unternehmer. Wir kennen die Frage: Machen oder lassen? Wir sehen es wie eine T-Kreuzung: geradeaus geht es nicht weiter, aber es bieten sich doch links und rechts neue Wege, neue Chancen, man muss nur den Mut haben, diesen neuen Wegen zu folgen“, bringt Janne die Entscheidung für das Turnier in Zeiten von Corona und Herpes auf den Punkt. Durch die vielen Turnier-Absagen sah sie sich selbst jetzt zum Handeln gezwungen. „Es ist immer leicht zu meckern, daher haben wir uns jetzt entschieden, mit Freunden, Partnern und jedem, der uns unterstützen möchte, ein Corona-konformes Turnier auf die Beine zu stellen“, sagt Janne Meyer-Zimmermann. Sie will damit auch ein Zeichen setzen, andere ermutigen, es ihr nach zu tun. 

Bis es jedoch soweit ist, bleibt noch viel zu tun. Da ist die tägliche Arbeit, die Ausbildung der 40 auf dem Hof beheimateten Springpferde, der Unterricht für Schüler, die Corona-konforme Organisation und die weitere Sponsorensuche für das Turnier. Und natürlich geht es auch um die eigenen Möglichkeiten, als Top-Reiterin in Corona-Zeiten irgendwie beweisen zu können, dass der Bundestrainer Otto Becker zu Recht auf sie setzen kann. Es geht um die Chance, sich durch Erfolge als Anwärterin für die Europameisterschaft zu präsentieren. „Ich wurde vom Bundestrainer mit Minimax für den Nationenpreis im Juni in  St. Gallen nominiert. Und ganz vielleicht kommt auch noch ein Nationenpreis mit Chesmu auf mich zu“, freut sich Janne. Dennoch fühlt sie sich durch die derzeitige Turnier-Situation mit Corona und nach Herpes-Lockdown irgendwie ausgebremst. Noch Ende vergangenen Jahres gehörte sie zum siegreichen deutschen Nationen-Preis-Team in Vejer de la Frontera, noch Anfang des Jahres siegte sie mit Chesmu in Oliva, war Zweite mit Buettners’s Minimax. „Ich  fühle mich irgendwie in der Bringschuld, müsste abliefern. Was allerdings im Moment, mangels Turnier und
Startmöglichkeiten der Turnierlage, schwer möglich ist.”

.“

Mit ein wenig Wehmut erinnert sie sich an ihre Zeit bei der Longines Global Champions Tour im Team Shanghai Swans: „Das war toll.“ Ein Zurück auf die Tour gibt es „für mich nur durch Leistung“. Da ist die Weltmeisterin klar. Damals ging es für sie im Team nicht weiter, weil eines ihrer Top-Pferde verkauft wurde sie nicht mehr genug Pferde für die vielen Stationen der Tour hatte. 

Mit Minimax, Chesmu, Chaka Chaka und der selbst gezogenen Cornela könnte es vielleicht irgendwann wieder soweit sein. Auch ein paar weitere Asse hat sie noch im Ärmel, vielversprechende Pferdestärken im Stall. „Ich hoffe, dass ich langfristig noch mehrere  Partner finde, die die Pferde noch länger mit mir im Sport halten wollen“, erzählt Janne Meyer. Und lobt ihren treuen und langjährigen Sponsor, den ehemaligen Deutsche Bank Chef Jürgen Fitschen.

Wir kommen zum neuen Hengststall. Noch so ein Projekt (und Christophs Herzensangelegenheit). Hier sollen vor allem die von ihr gerittenen Hengste in Zukunft stehen und abgesamt werden.  Der Stall ist noch nicht ganz fertig, aber die ersten vierbeinigen Bewohner, wie z.B. der bereits CSI3* erfolgreiche Holsteiner Hengst Quim 2 (v. Quiwi Dream), haben schon ihre Boxen bezogen. „Wir finden es wichtig, dass sich die Hengste auf Turnieren zeigen, damit die Züchter ihre Entwicklung sehen und sie auch beurteilen können.“ Die sportliche Eigenleistung der Stuten und Hengste ist für Janne und Christoph ein wichtiges Zucht-Kriterium. 

Klare Vorstellungen hat Janne, die mit 12 Jahren schon ihre erste Deutsche Meisterschaft im Ponysattel bestritt, auch bei der weiteren Entwicklung ihres Hofes Waterkant. Seit 2016 ist die 40jährige in dem ehemaligen Dressurstall beheimatet. Hat mit ihrem Mann vieles erneuert und umgebaut. Eine grüne Oase mit weiß getünchten Wänden ist entstanden. Nicht einmal zwischen den Kies der gepflegten Wege verirrt sich etwas, was dort nicht hingehört.

Wir erreichen das Herzstück der Anlage: Den 60m x 90m großen Springplatz, eingebettet in Wiesen, umgeben von einer Rennbahn und flankiert von einem kleinen Derby-Wall.  Hier soll es stattfinden. Das CSI3* Turnier. Als Wegweiser für die Zukunft. Klar, dass auch Jannes Erfolgspferd Cellagon Lambrasco alias Mops nicht fehlen darf. Das Turnier-Logo zeigt Janne und Mops zusammen  bei ihrem größten Erfolg, dem Sieg im Großen Preis von Aachen 2011.

Besonders stolz ist die Spitzenreiterin, dass sie Frank Rothenberger für den Parcoursbau gewinnen konnte. Auch viele Richter vom ursprünglich an diesem Termin geplanten, aber verschobenen CHIO Aachen kommen nun zum Turnier auf den Hof Waterkant. Prüfungen für junge Springpferde und junge Reiter sowie Prüfungen für nationale und internationale Springreiterinnen und –reiter stehen hier auf dem Programm. Das große Highlight am Sonntag ist der mit 55.000 Euro dotierte Große Preis von Holstein. Die Prüfung ist auch eine Chance für alle, die noch ein Ticket für die Europameisterschaften 2021 in Riesenbek oder für die Weltmeisterschaft 2022 in Herning  lösen wollen, denn der Große Preis wird als Qualifikationsspringen gewertet.

„Wir können erst kurz vorher entscheiden, wie viele Zuschauer möglich sind, wie alles laufen kann“, erklären die Beiden. Mit einem umfangreichen Hygienekonzept, den gesetzlichen Corona-Vorschriften angepasst ist. Ein Turnier unter komplettem Ausschluss  der Öffentlichkeit möchte Janne Meyer-Zimmermann nicht. „Das wäre nicht gut für unseren Sport. Zuschauer, die Stimmung, die Atmosphäre, das alles ist so wichtig und macht so ein Turnier ja auch aus.“ Auch wenn sie weiß, dass die Zahl der Besucher begrenzt werden muss. Eine weitere Herausforderung, die sie angehen wird. Getreu nach ihrem Turnier-Motto, angelehnt an Hermann Hesse: „In jedem Anfang steckt ein bisschen Zukunft!“

Mehr Infos auf Hof Waterkant TEXT: CORINNA PHILIPPS