Der erste Dialog nach dem Sieg beim Großen Preis von Aachen war ein typischer Ehning: „Haben Sie gedacht, die Zeit reicht?“ Antwort: „Nee!“ Und nach kurzer Pause: „Ich glaub es noch gar nicht so richtig.“ Parallel dazu hatte Bundestrainer Otto Becker vor Freude und vor Dankbarkeit für die permanente Hilfe durch seinen Leitwolf Marcus Ehning mit den Tränen der Freude zu kämpfen. Ähnlich ging es bei der Siegerehrung dem Reiter selbst, der textsicher die Nationalhymne mitsang.
Ja, Marcus Ehning hat als Schnellster im Stechen den Großen Preis von Aachen, den Rolex Grand Prix gewonnen. Zwölf Jahre nach seinem ersten Triumph in diesem Springen, damals mit Noltes Küchengirl. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen absolvierte der Welt-, Europameister und Olympiasieger auf dem 15jährigen Selle Francais Wallach Pret A Tout (Hiram Chambertin x Stew Boy) fehlerfrei die erste Runde von 40 Startern, die zweite Runde der 18 Besten und das Stechen der fünf Doppelnuller. Bei 38,34 Sekunden blieb die Uhr stehen. 330.000 Euro wandern damit auf sein Konto, in warmes Silberlicht vom Rolex-Pokal getaucht.
Als letzte Starterin hatte es Luciana Diniz mit ihrer schnellen Hannoveraner-Stute Fit For Fun (For Pleasure x Fabriano) noch in der Hand, Ehning den Sieg zu entreißen. Sie blieb Null. Aber 40,96 Sekunden bedeuteten Rang zwei.
Insgesamt drei deutsche Starter hatten sich für das Stechen qualifiziert. Philipp Weishaupt hatte mit seinem sprunggewaltigen LB Convall (Colman x Cascavelle) die große Chance, im Falle eines Sieges zusätzlich einen Bonus von einer Viertelmillion Euro einzustreichen, weil er in de laufenden Rolex-Serie bereits einen Sieg in Spruce Meadows geschafft hatte. Aber irgendwie ging ihm unterwegs eine Distanz verloren und eine fallende Stange warf ihn auf Platz neun zurück.
Der junge Maurice Tebbel krönte seine phänomenale Aachen-Woche ebenfalls mit dem Einzug ins Stechen. Aber am letzten Oxer, einem Rolex-Sprung, nahm sein Chaccos‘ Son mit der Hinterhand ganz leicht eine Stange mit. Platz elf bedeuteten jedoch immer noch 10.000 Euro für ihn. Und Otto Becker lobte ihn so sehr, dass sein Ticket zu den Weltreiterspielen in Tryon gesichert zu sein scheint.
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