Alkohol, sexuelle Nötigung – FN reagiert auf Vorwürfe gegen Nachwuchsreiter
FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach: Wir tragen als Pferdesportler gesellschaftliche Verantwortung Foto: fn

Alkohol, sexuelle Nötigung – FN reagiert auf Vorwürfe gegen Nachwuchsreiter

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Eineinhalb Wochen vor der Reit-WM in Tryon/USA (11. bis 23. September) droht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ein Skandal um Alkoholexzesse und sexuelle Nötigung. Junge Reiter aus dem Nationalkader der Springreiter sollen auf Turnieren Mädchen mit Alkohol und womöglich K.o.-Tropfen gefügig gemacht und sexuell missbraucht haben. Das berichtete der „Spiegel“ am Freitag. Hier geht es zur Spiegel Geschichte

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat dazu Stellung genommen:

„Wir verurteilen sexualisierte Gewalt aufs Schärfste. Aus vollem Herzen können wir sagen, dass wir sexuellen Übergriffen und übermäßigem Alkoholkonsum den Kampf angesagt haben und klar durchgreifen. Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich hier um Einzelfälle. Die überwiegende Mehrheit unserer Kaderathleten aller Altersstufen benimmt sich gut und nimmt an solch grenzüberschreitenden Aktionen nicht teil. Von ihnen erhalten wir großen Rückhalt für unsere bisher in diesem Bereich ergriffenen Maßnahmen“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach (Maßnahmen siehe Anlage). „Wir begrüßen es, dass sich die Redakteure des SPIEGEL so eingehend mit diesen immens wichtigen Themen beschäftigen. Unser Ziel war und ist es, größtmögliche Transparenz zu schaffen sowie substanziellen Hinweisen auf Fehlverhalten nachzugehen, Beweise zu sichern und Regelwerksverstöße auch zu ahnden.“

Der FN liegt bisher ein konkreter Fall aus dem Umfeld junger Springreiter vor, in dem es um Vorwürfe aus dem Bereich sexualisierte Gewalt ging. Es ist das erste Mal, dass vor der FN-Disziplinarkommission ein solcher Fall verhandelt wurde. Die Disziplinarkommission hat eine 18-monatige Wettkampfsperre gegen den betroffenen Reiter ausgesprochen. Die Entscheidung ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Die FN hat den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Die FN stellt sich bereits seit geraumer Zeit der Herausforderung, dass einige junge Springreiter dem Alkohol übermäßig zusprechen. Der FN sind bisher Einzelfälle bekannt. Wie im Artikel beschrieben, ist der Verband in genau diesen Fällen auch tätig geworden und hat Abmahnungen, Verwarnungen, Kadersuspendierungen und Geldstrafen ausgesprochen, sofern sie ein Fehlverhalten nachweisen konnte.

Die übrigen im Artikel genannten Fälle waren der FN jedoch bis zu einem Gespräch mit dem SPIEGEL in der vergangenen Woche nicht bekannt. Ihnen konnte deshalb bislang auch nicht nachgegangen werden. Die FN fordert die Redaktion auf, substanzielle Hinweise zu den genannten Vorfällen offenzulegen, damit diese weiter verfolgt werden können.“

Die FN hat ihr großes Interesse an der Aufklärung der Vorwürfe unterstrichen:

„Eine Reihe von Maßnahmen wurde in diesem Bereich bereits ergriffen:

  • 2015 wurde eine Verwarnung für einen Kaderreiter nach Entscheidung der Disziplinarkommission des Landesverbandes Rheinland ausgesprochen. Grundlage dieser Entscheidung war Fehlverhalten im Kontext übermäßigen Alkoholkonsums.
  • Während der Deutschen Jugendmeisterschaften 2016 in Riesenbeck wurde ein Reiter nach übermäßigem Alkoholgenuss und der folgenden Erregung von Ärgernis von der Veranstaltung suspendiert. Die FN-Disziplinarkommission sprach gegen ihn eine Geldstrafe aus.
  • 2017 gab es nach einer Sachbeschädigung während der Jugend-EM in Samorin Verwarnungen an zwei Kaderreiter. Nach erneutem Fehlverhalten erfolgte eine Kadersuspendierung eines Reiters bei den Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM).
  • 2017/2018 sprachen sich FN-Präsidium und Vorstand Sport/DOKR klar gegen Alkoholmissbrauch und ungebührliches Verhalten aus und forderten ein konsequentes Vorgehen. Die Konsequenzen in solchen Fällen reichen vom Ausschluss eines einzelnen Teammitglieds bis hin zur Abreise einer gesamten Mannschaft vom Championat. Dies kann auch in einem Verfahren vor der Disziplinarkommission münden.
  • 2018 gab es in Hannover ein Pflichtseminar zum Thema Alkoholprävention für den Springkader der Altersklasse Junge Reiter. Die Aktiven erarbeiteten gemeinsam mit auf diesem Themengebiet geschulten Sozialpädagogen Handlungsrichtlinien zum Umgang mit Alkohol. Diese wurden von allen Kadermitgliedern und Eltern verpflichtend unterzeichnet. Die Unterzeichnung ist Voraussetzung für die Kadermitgliedschaft. In diesem Kontext wurde ein Reiter aus dem Kader ausgeschlossen, der nicht an dem Seminar teilgenommen hatte.
  • Erstmalig wurden bei Jugendturnieren 2018 (z.B. Preis der Besten, Future Champions Hagen) mit einem Alkoholmessgerät Atemkontrollen bei den Kaderreitern durchgeführt. Anlässlich der DJM München müssen alle teilnehmenden Reiter damit rechnen, getestet zu werden.
  • Im Juli 2018 hat die FN-Disziplinarkommission einen Reiter für 18 Monate gesperrt. Der Fall wurde auch an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Die Sperre ist derzeit noch nicht rechtskräftig.