Fünf Goldmedaillen, fünf Mal Silber und einmal Bronze – das ist die Bilanz der deutschen Pferdezucht bei den Olympischen Spielen in Tokio. Denn nicht nur das deutsche Dressurteam trat komplett mit Pferden aus Deutschland an, auch die Reiter*innen anderer Nationen setzten in Tokio auf „German Horse Quality“. Damit konnten Pferde aus deutscher Zucht fast ein Drittel der 36 möglichen Medaillen für sich verbuchen.
Drei Starts, drei Siege: Die absolute Nummer eins unter den Dressurpferde in Tokio ist die 14-jährige Trakehner Stute Dalera TSF, mit Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) im Sattel, Goldmedaillengewinnerin in der Team- und Einzelwertung. Dalera TSF stammt ab von Easy Game, der übrigens auch Großvater des legendären Totilas ist, und einer Mutter von Handryk. Das Licht der Welt erblickte die Rappstute im Stall von Silke Druckenmüller in Ferschweiler. Auch die Teamgold- und Einzelsilbergewinnerin Bella Rose, geritten von Isabell Werth, ist in Deutschland geboren. Die 17-jährige Westfalenstute ist eine Tochter des Belissimo M und wurde von der Zuchtgemeinschaft Heinrich und Wilhelm Strunk aus Bochum aus einer Mutter von Cacir AA gezogen. Last but not least gehört auch Dorothee Schneiders Hannoveraner Showtime FRH, der Dritte im deutschen Gold-Team, zu den Olympiapferden aus deutscher Zucht. Der 15-jährige Rappwallach ist ein Sohn des Sandro Hit, der mit fünf Nachkommen die meisten Nachkommen im Starterfeld 2021 stellte. Gezogen wurde Showtime FRH von Heinrich Wecke aus Stadthagen aus einer Rotspon-Mutter. Showtime FRH nahm schon erfolgreich an den Prüfungen für jungen Pferde in Deutschland teil: 2011 und 2012 Platzierung im Finale der fünf- bzw. sechsjährigen Dressurpferde beim Bundeschampionat in Warendorf, 2022 Sechster bei der Weltmeisterschaf der fünfjährigen Dressurpferde in Verden und in 2013 belegte er Platz fünf im Finale des Nürnberger Burg-Pokals.
Insgesamt stammen 28 der 69 Dressurpferde in Tokio zur ersten Verfassungsprüfung vorgestellten Dressurpferde – inklusive der Reservisten – aus deutscher Zucht. Gleich mit zwei deutschen Pferden am Start war auch das Team der USA, das sich Tokio die Bronzemedaille im Team sichern konnte. Für die USA startete Adrienne Lyle mit dem 14-jährigen Hannoveraner Hengst Salvino mit der bewährten Abstammung Sandro Hit mal Donnerhall. Züchter des Hengstes ist Joachim Essink aus Nordhorn. Ebenfalls einen Hannoveraner präsentierte die ursprünglich aus Krefeld stammende Sabine Schut-Kery. Sie saß im Sattel des 15-jährigen San Remo-Sohnes Sanceo, von Gerhard Dustmann aus Melle aus einer Stute von Ramiro’s Son II gezogen.
Aufgeteilt nach Rassen standen 14 Hannoveraner, davon zwei im Rheinland gezogen, sieben Oldenburger, vier Westfalen und eben die eine besagte Trakehner Stute auf der Liste der ersten Verfassungsprüfung.
Die Vielseitigkeit wurde in Tokio von Pferden aus Frankreich, Irland und den Niederlanden dominiert. Eine Goldmedaille ging aber auch an ein deutsches Pferd, an den zwölfjährigen Holsteiner Wallach London von Landos – Quinar, gezogen von Ocke Riewerts aus Alkersum. Mit der Britin Laura Collet im Sattel gewann London Team-Gold. Als bestes deutsch-deutsches Paar beendeten Titelverteidiger Michael Jung (Horb) und der 13-jährige Hannoveraner Chipmunk FRH die Prüfung auf Platz acht der Einzelwertung. Der ehemalige Bundeschampion ist ein Sohn des Contendro I und wurde von Sabine und Dr. Hilmer Meyer-Kulenkampff (Engeln) gezogen. Mütterlicherseits stammt er vom bekannten Vielseitigkeitsvererbers Heraldik xx ab.
Insgesamt standen 17 Pferde auf der Liste der ersten Verfassungsprüfung, davon fünf Holsteiner, je vier Hannoveraner und Westfalen, drei Deutsche Sportpferde sowie ein Oldenburger.
Die deutsche Mannschaft konnte bei diesen Olympischen Spielen im Springen zwar keine Medaillen gewinnen, dafür verhalfen gleich zwei Pferde aus deutscher Zucht den US-Amerikanern zum Erfolg: Baloutinue, ein elfjähriger Hannoveraner von Balou du Rouet – Landor S aus der Zucht von Heinrich Meyer (Langwedel), sowie der zwölfjährige Contagious, ein Deutsches Sportpferd von Contagio – For Keeps, aus der Zucht von Andreas Eisenmenger aus Hadamar. Baloutine wurde von Laura Kraut vorgestellt, im Sattel des ursprünglich als Reservist angereisten Contagious saß McLaine Ward. Für das belgische Team, das sich zu guter Letzt die Bronzemedaille sichern konnte, startete Jérôme Guery mit dem 15-jährigen Holsteiner Quel Homme de Hus von Quidam de Revel – Candillo aus der Zucht von Dr. Andreas Kosicki aus Berlin.
Bestes deutsches Springpferd im Einzelfinale war der Wallach Chanyon, mit dem der Japaner Daisuke Fukushima das Stechen erreichte und mit einer weiteren Nullrunde insgesamt Sechster wurde. Chanyon, ein Oldenburger Springpferd stammt ab vom Chacco-Blue – Grand Canyon und wurde im Gestüt Lewitz gezogen.
Insgesamt stammten 26 von 93 Springpferden auf der Liste der Verfassungsprüfung aus deutscher Zucht, davon neun Holsteiner, sechs Oldenburger Springpferde, vier Westfalen, vier Hannoveraner (davon zwei aus dem Rheinland) und drei Deutsche Sportpferde.
Hier gibt es eine Liste mit allen Medaillengewinnern aus Sicht der Pferdezucht sowie eine Übersicht über alle deutschen Pferde in Tokio. (fn-press)