“Wir können das genauso gut wie die Männer. Wir werden stärker.” Sophie Hinners im Interview
Sophie Hinners im Interview. Foto: spring-reiter.de

“Wir können das genauso gut wie die Männer. Wir werden stärker.” Sophie Hinners im Interview

Sophie Hinners gehört zu den erfolgreichsten deutschen Springreiterinnen der Saison 2025. Beim Nationenpreis-Finale in Barcelona geht sie als führende Reiterin der Gesamtwertung an den Start – und blickt auf ein außergewöhnliches Jahr zurück. Im Interview spricht sie über die Atmosphäre in Spanien, den Umgang mit Rückschlägen und weibliche Vorbilder im Springsport

Sophie, wie ist die Stimmung in Barcelona?Es ist wunderschön hier – tolles Wetter, super Bedingungen, die Pferde fühlen sich gut. Bisher läuft alles bestens.

Du reitest mit Iron Dames Singclair im Finale. Warum hast du dich für ihn entschieden? Wir sind in den vergangenen beiden Jahren zu einem sehr guten Team zusammen gewachsen. Wir haben gemeinsam erste Erfahrungen auf Fünf-Sterne-Niveau gesammelt. Er hat mir in der Vergangenheit stets Sicherheit gegeben, weil er mit absoluter Selbstverständlichkeit jede Aufgabe meistert. Er ist ein besonderes Pferd für mich, das ich mit all seinen Besonderheiten liebe. 

Wenn du auf die Nationenpreis-Saison zurückblickst – wie fällt dein Fazit aus?Für mich war es ein großartiges Jahr. Ich durfte an vielen Nationenpreisen teilnehmen und konnte mehrmals Doppel-Null reiten. Das war eine sensationelle Saison mit vielen positiven Erfahrungen und großem Lernwert. Natürlich gab es auch Momente, in denen nicht alles perfekt lief – wie in Aachen zum Beispiel. Aber auch das gehört dazu. Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern reflektieren, was man hätte besser machen können, und dann weitermachen. Wichtig ist, das Negative nicht mit in die nächsten Runden zu nehmen.In Aachen hatte ich das Glück, gleich am nächsten Tag eine weitere schwere Prüfung zu reiten, in der mein Pferd fantastisch sprang. Dadurch konnte ich das gut abhaken. Aber klar, das gelingt nicht immer leicht. Man muss lernen, den Haken zu setzen und sich auf das nächste Ziel zu konzentrieren.

Du reitest im Team der Iron Dames. Was bedeutet dir dieses Projekt? Es ist etwas Einzigartiges. Frauen im Spitzensport auf diesem Niveau so gezielt zu unterstützen, das gibt es sonst nicht. Ohne die Unterstützung von Deborah Mayer wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Sie ermöglicht uns nicht nur Starts in der Global Champions Tour, sondern unterstützt uns auch bei Championaten und Nationenpreisen – wie jetzt hier in Barcelona. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Das Vertrauen und die Förderung, die wir bekommen, sind wirklich außergewöhnlich. 

Begreifst du dich selbst als Vorbild?Viele junge Reiterinnen sprechen mich an, wollen Fotos oder schreiben Nachrichten – das freut mich sehr. Wenn man erfolgreich ist, sollte man sich dieser Vorbildrolle bewusst sein. Es ist für mich nicht leicht, mich als Vorbild zu sehen, aber ich versuche stets entsprechend zu handeln. 

Machst du dir Gedanken darüber, als Frau im Pferdesport hocherfolgreich unterwegs zu sein? Eigentlich nicht, zumindest nicht im Parcours. Natürlich freue ich mich, wenn Frauen vorne mitreiten – wir sind immer noch in der Unterzahl, aber es wird besser. In den vergangenen Jahren hat man immer mehr Frauen auf dem Podium gesehen, und das zeigt: Wir können das genauso gut wie die Männer. Wir werden stärker.

Gab es für dich weibliche Vorbilder? Ja, auf jeden Fall. Ich finde Laura Kraut sehr inspirierend. Sie hat sich alles selbst erarbeitet und ist bis heute unglaublich erfolgreich. Ihre Leidenschaft und ihr Kampfgeist imponieren mir sehr.

Begegnen dir noch Klischees im Sport? Manchmal hört man den Satz: Wenn so ein kleines Mädchen das Pferd reiten kann, dann ist es bestimmt einfach. Das ist natürlich Unsinn. Wie ein Pferd zu reiten ist, hat nichts mit dem Geschlecht des Reiters zu tun. Am Ende kommt es immer auf das Zusammenspiel an. Manchmal passt ein Pferd perfekt zu einem Reiter – und bei einem anderen, vielleicht besseren Reiter, funktioniert es gar nicht. Das hat nichts mit Mann oder Frau zu tun, sondern mit Gefühl und Vertrauen. 

Mehr über Sophie Hinners

Sophie Hinners startet mit Iron Dames Singclair in dem mit 1,6 Millionen Euro dotierten Finale des Longines League of Nations. Das deutsche Team hat den siebten Startplatz von insgesamt neun Teams. Sie geht als zweite deutsche Reiterin an den Start. Vor ihr startet Christian Kukuk, nach ihr Marcus Ehning, Richard Vogel ist der Schlussreiter der deutschen Mannschaft mit Bundestrainer Otto Becker. Das Finale wird in zwei Umläufen ausgetragen. Im ersten starten 4 Paare pro Nation. Im zweiten nur noch drei Paare pro Equipe. Das macht die Entscheidung besonders spannend. fn-press/sag