Familiensache Pferdesport – Die aufstrebenden Wachman-Geschwister: “Alice könnte die Beste von uns werden.”
Vor der Nachwuchs EM in Riesenbeck: Alice und Tom Wachman Foto: RI/Anna Theilen

Familiensache Pferdesport – Die aufstrebenden Wachman-Geschwister: “Alice könnte die Beste von uns werden.”

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Sie sind erst 22, 20 und 18 Jahre alt… aber die Geschwister Max, Tom und Alice Wachman haben in den letzten Jahren mit ihrem Talent die internationale Springszene aufgewirbelt. Zahlreiche beeindruckende Leistungen auf Nations-Cup- und Meisterschaftsniveau sowie bei internationalen Fünf-Sterne-Wettbewerben sprechen für sich. Dabei ist das Trio kaum alt genug, um den Champagner zu trinken, den sie regelmäßig auf dem Podium verspritzen, doch ihre coole, ruhige und gelassene Art lässt ihr junges Alter in den Hintergrund treten.

Wenn es um Europameisterschaften geht, ist das Team Irland immer ein Favorit, mit dem man rechnen muss – besonders, wenn der Name Wachman auf der Startliste steht. In dieser Woche wird die 18-jährige Alice in der Juniorenklasse antreten, während ihr älterer Bruder Tom die Chancen des irischen U21-Teams erhöhen wird.

Es ist kaum verwunderlich, dass Alice und ihre Brüder mit Pferden aufgewachsen sind. Ihre Familie ist in Rennkreisen legendär: Ihr Urgroßvater Vincent O’Brien zählt zu den angesehensten Namen im Galopprennsport. Ihre Großeltern, John und Sue Magnier, sind die Eigentümer von Coolmore Stud, einem der größten und mächtigsten Zucht- und Rennbetriebe für Vollblüter weltweit. Mutter Kate war eine erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin, während ihr Vater David viele Jahre als einer der besten Flachtrainer in Irland tätig war.

Die Geschwister starteten mit Ponys und arbeiteten sich allmählich durch die verschiedenen Altersklassen nach oben. Toms Leidenschaft für das Reiten kam erst etwas später in Fahrt, als Max mit dem Reitunterricht begann. Seitdem haben die beiden Brüder gemeinsam an sechs Europameisterschaften teilgenommen und im vergangenen Jahr erneut im Goldmedaillenteam der U21-Europameisterschaft brilliert. Alice startet seit 2020 auf internationalem CSI-Level und hat seitdem beeindruckende Siege errungen.

2021 sagte Tom in einem Interview, dass sein langfristiges Ziel darin liege, Irland auf höchstem Niveau im Springreiten zu vertreten. Nur zwei Jahre später verwirklichte er diesen Traum und wurde für seinen ersten Senior Nations Cup mit Irland beim Fünf-Sterne-Event in La Baule, Frankreich, ausgewählt. Für Tom war es ein unvergesslicher Moment: „Sein Land zu repräsentieren und die grüne Jacke tragen zu können, ist etwas ganz Besonderes. Aber man muss sich das auch verdienen. Es ist nicht einfach, für Irland zu reiten, da viele großartige Reiter um einen Platz im Team kämpfen.“ Letztes Wochenende beeindruckte der 20-Jährige in Aachen mit fehlerfreien Runden bei den herausforderndsten Springen. In Riesenbeck wird er diese Woche Obora’s Laura satteln, mit der er schon auf den Fünf-Sterne-Shows in Rotterdam, Ocala und Dublin erfolgreich war. Die zehnjährige, estnisch gezogene Stute und Tom sind seit zwei Jahren ein erfolgreiches Duo.

Trotz seines Erfolges bleibt der junge Reiter bescheiden: „Es ist ein anspruchsvoller Sport – der Weg nach oben ist nicht linear. Manchmal reitet man in einem Jahr Nationenpreise und im nächsten nicht. Also geht es darum, das Ganze zu genießen, solange wir können, und das Beste aus allen Pferden herauszuholen. Dieses Jahr hatte ich Glück!“

Tom und Max trainierten zunächst bei Michael Condon und Dave Maguire, bis der olympische Bronzemedaillengewinner Cian O’Connor 2017 ihr Trainer und Mentor wurde. Alice wird von der kanadischen Olympionikin Beth Underhill trainiert. Der Springstall der Wachmans in County Tipperary trägt den Namen Coolmore Showjumping und hat trotz des berühmten Namens seine eigene Identität. Max, Tom und Alice sind aber auch regelmäßig auf Renntagen und Vollblutauktionen zu finden. Umgekehrt sind die Eltern und Großeltern immer dabei, wenn das Trio an einem Springturnier teilnimmt – so natürlich auch in Riesenbeck International in dieser Woche. Schließlich ist der Pferdesport für die Wachman-Kinder eine große Familienangelegenheit.

Für Alice wird dies die erste Europameisterschaft sein, allerdings nicht ihr erstes Mal in der grünen Jacke des irischen Teams. Im Juni gewann sie im Sattel von Killarney mit zwei fehlerfreien Runden den CSIOJ Nations Cup in Hagen. Der Turnierplatz in Riesenbeck ist den Geschwistern nicht unbekannt, sie schätzen die Gegebenheiten dort sehr: „Die Ställe hier sind wahrscheinlich die besten bei jedem Turnier der Welt, es ist eine brillante Location für die Europameisterschaften“, sind sich Tom und Alice sofort einig.

Während Alice noch zur Schule geht, hat Tom vor ein paar Wochen sein Handelsstudium abgeschlossen. Es gibt keinen Geschwisterkonflikt zwischen den Wachman-Kindern, sondern nur enge Kameradschaft und unendliche Unterstützung. „Wir verstehen uns gut und es ist schön, dass wir alle dasselbe tun können, gemeinsam reisen und dieselbe Leidenschaft teilen. Wir helfen uns immer gegenseitig, damit einer von uns eine Schleife gewinnen kann“, erzählen sie. „Aber Alice könnte noch die Beste von uns werden“, fügt Tom stolz hinzu.