Ein Krimi kann nicht spannender sein, als es die vierte Etappe der League of Nations in St. Tropez war – so dicht lagen die Mannschaften bis zum Schluss beieinander: Als Sandra Auffarth auf Quirici H (v. FRH Quaid) als deutsche Schlussreiterin und letzte Starterin des Feldes einritt, führte Team Deutschland mit einem Punkt Vorsprung die Konkurrenz an. Doch ein unglücklicher Netzroller am vorletzten Hindernis, einem Steil-Sprung, warf die Deutschen zurück und sie waren plötzlich nicht mehr auf dem Treppchen, sondern auf Platz vier mit insgesamt 18 Fehlerpunkten. Das war Pech. Den Sieg sicherten sich die Briten mit 15 Punkten vor den Italienern mit 16 und den Belgiern mit 17 Punkten.
Begonnen hatte es an diesem Nachmittag für Bundestrainer Otto Beckers Nationenpreis-Mannschaft nach Maß, mit einer Nullrunde von Daniel Deusser auf Otello de Guldenboom (v. Tobago Z). Laura Klaphake hatte anschließend mit VDL Quinzano van’t Merelsnest (v. Diamant de Semilly) einen leichten Fehler am Wasser-Oxer plus einen Zeitfehlerpunkt. Sandra Auffarth lieferte mit Quirici H die nächste Nullrunde. Alles schien im Plan. Aber dann passte es nicht so richtig beim Schlussreiter, Europameister Richard Vogel, und seinem Cloudio (v. Casall). Zwölf Fehlerpunkte standen am Ende als Streichergebnis auf dem Score – und die Beiden sahen sich die zweite Runde, als nur noch drei Starter pro Team an den Start gingen, von draußen an. Immerhin: Team Deutschland ging trotzdem als Halbzeitsieger in diese zweite Runde.
Daniel Deusser schien bis zum letzten Sprung auf dem Weg, die zweite Null abzuliefern – und dann rollte doch die letzte Stange und der Reiter sah sich ungläubig um. Auch bei Laura Klaphake fiel eine Stange, diesmal am Aussprung der Zweifachen hinter dem Wasser, und wieder kam ein Zeitfehlerpunkt hinzu. Deutschland lag jetzt um einen Punkt hinter Großbritannien und Belgien auf Platz drei und zwei Punkte vor Italien und Frankreich. Alles hing an den Schlussreitern.
Der heimische Schlussreiter Kevin Staut ließ mit Visconti du Telman (v. Toulon), begleitet vom Aufstöhnen des Publikums, eine Stange aus der Halterung rollen – Platz fünf. Italiens letzter Starter, Piergiorgio Bucci lieferte auf Hantano (v. Quasimodo Z) eine der nur zwei Doppelnull-Runden ab und sicherte so seinem Team am Ende den zweiten Platz. Belgiens Schlussreiter Jeroen Appelen musste mit King CJS (v. Action Breaker) einen Abwurf hinnehmen, was dann dennoch für Platz drei reichte, auch weil mit Annelies Vorsselmanns auf Trezeguet (v. Turmali) die zweite Doppelnull-Reiterin des Tages zu seinem Team gehörte. Großbritanniens Schlussreiter Adrian Whiteway auf Chacco Volo (v. Chacco-Blue) setzte vor allem darauf, keinen Awurf zu riskieren. Und es klappte: Nach einem Zeitfehler in Runde eins, kamen zwei Zeitfehler in Runde zwei hinzu. Tim Gredley hatte auf Medoc de Toxandria (v. Der Senaat) in Runde eins achte Felerpunkte, in Runde zwei stand die Null. Bei Jack Whitaker und Jack JL (v. Quasomodo Z) war es erst die Null und dann folgte eine Vier. Mark Edwards und Dillinger Ne (v. Diarado) waren nach dem ersten Umlauf nachträglich eliminiert worden. Di Lampards Team hatte also mit praktisch drei Reitern den Sieg geholt.
Bundestrainer Otto Becker trug das Pech seines Teams mit Fassung. Gegenüber spring-reiter.de erklärte er: “Das war mal wieder spannend bis zum Schluss, bis zum letzten Reiter. Mit einem unglücklichen Ausgang für uns. Uns hat einfach noch eine Null-Runde gefehlt, um zu gewinnen. Wir schauen jetzt auf das Nationenpreisfinale in Barcelona und wir werden da nochmal alles geben.”
Als Dritter der Gesamtwertung mit 290 Punkten reist Team Deutschland in die katalanische Hauptstadt zum Finale der acht besten Mannschaften am 5. Oktober. Auf Rang eins liegt Frankreich mit 300 Punkten vor den Briten mit 295 Punkten. Schweden, das in St. Tropez Siebter wurde, und die Schweiz, die an diesem Sonntag Achte wurde, sind dann nicht mit dabei.
Das komplette Ergebnis des Nationenpreises in St. Tropez hier
Der Stand der Gesamtwertung der League of Nations hier