Nick Skelton: “Aachen ist für mich das beste Turnier der Welt, wie Wimbledon im Tennis”
Nick Skelton und Big Star im Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen 2013 Foto: CHIO Aachen/ Arnd Bronkhorst

Nick Skelton: “Aachen ist für mich das beste Turnier der Welt, wie Wimbledon im Tennis”

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Wer an den Rolex Grand Slam of Show Jumping denkt, der hat unweigerlich den Namen Scott Brash im Kopf. Der Brite ist bis heute der einzige Springreiter, der die begehrte Trophy für drei aufeinander folgende Siege sein Eigen nennen darf. Dieser Triumph blieb seinem Landsmann Nick Skelton zwar verwehrt, doch ist auch sein Name auf ewig mit dem Rolex Grand Slam verbunden. 2013 beim CHIO Aachen waren er und sein Big Star die ersten, die sich in die mittlerweile klangvolle Siegerliste der Rolex Grand Slam-Turniere eintragen durften. Wir haben mit dem mittlerweile 65-Jährigen über Big Star, seine Zuneigung zu Aachen und den Stellenwert des Rolex Grand Slam für den Reitsport gesprochen.

Wie verbringen Sie aktuell Ihre Zeit? Arbeiten Sie noch immer Tag für Tag oder genießen Sie Ihren wohlverdienten sportlichen Ruhestand? 

Nein, nein. Ich verbringe viel Zeit mit Coaching, helfe Laura (Kraut, seine Partnerin. Anm. der Redaktion) oder unseren Schülern. Diesen Winter habe ich zusätzlich das Pferdemanagement bei einer Familie aus Kanada angenommen, die viele Pferde im großen Sport hat.

2013 waren Sie nach Einführung der Rolex Grand Slam-Serie der erste Reiter, der ein Major gewann. Was sind Ihre Erinnerungen an diesen Tag und den Sieg hier in Aachen?

Das war ein ganz besonderer Tag im Jahr 2013. Das erste Grand Slam-Event von Rolex zu gewinnen, war etwas Besonderes. Ich habe immer tolle Erinnerungen an diesen Ort. Denn Aachen ist für mich das beste Turnier der Welt, wie Wimbledon im Tennis oder die Masters im Golfsport. Es ist einfach ein besonderer Ort. Ich hatte das Glück, vier Mal den Rolex Grand Prix zu gewinnen. Das erste Mal war 1982. Dann 1987 und 1988 und dann musste ich 25 Jahre bis zu diesem besonderen Tag im Jahr 2013 warten.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Rolex Grand Slam-Serie für den Pferdesport?

Sehr wichtig. Es ist wahrscheinlich die beste Serie, die wir haben. Ein tolles Konzept mit zwei Outdoor-Events und zwei Hallenturnieren. Das macht es nochmal etwas schwieriger. Denn manche Pferde springen drinnen besser und manche springen besser draußen. Das Preisgeld ist natürlich auch sehr gut. Das braucht der Sport, um ihn mit anderen Sportarten wie Tennis oder Golf in Einklang zu bringen.

Scott Brash ist bis heute der einzige Reiter, der den Rolex Grand Slam gewonnen hat – glauben Sie, dass noch jemand anderes dieses Meisterstück schaffen wird?

Es ist schwierig. Aber das ist das Schöne daran. Man muss sich nur mal McLain Ward anschauen. Er hat jetzt schon zwei Majors gewonnen und er freut sich einfach auf Aachen. Ich meine, es ist schwierig, ja. Aber mit einem besonderen Pferd wie Azur oder King Edward (Pferd von Henrik von Eckermann Anm. der Redaktion) – zum Beispiel – ist es möglich. Das sind ganz besondere Pferde. Ich wünschte, ich hätte meinen Big Star noch im Springsport. Der Rolex Grand Slam stünde als erstes auf meiner Agenda!

Mit Big Star haben Sie nicht nur 2013 Aachen gewonnen, sondern auch zweimal Olympisches Gold. 2012 mit der Mannschaft und 2016 im Einzel. War Big Star Ihr bestes Pferd aller Zeiten?

Ja. Ich denke, er war das beste Pferd, das ich je hatte. Er hat so viele Grand Prix gewonnen. Er war ein ganz besonderes und vor allem schnelles Pferd. Und er mochte die Atmosphäre in Aachen sehr.

Sie haben in Ihrer Karriere so viele Erfolge gefeiert. Olympiasieger, Europameister, viermal Aachen-Sieger. Würden Sie sagen, dass Ihre Karriere perfekt war?

Ja. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe und denke, meine Karriere ist vollständig. Als sich Big Star 2013 nach Aachen verletzt hatte, konnte ich nicht zur nächsten Etappe des Rolex Grand Slam nach Calgary fahren. Das war schade. Aber ich habe viele Grand Prix gewonnen. Vier in Aachen, vier in Calgary, einen in Genf. Schade, dass es den Rolex Grand Slam noch nicht gegeben hat, als ich damals angefangen habe. Ich wäre jetzt um einiges reicher. (lacht)

Sie sind mit Ihren vier Siegen auch Aachens Rekordhalter im Rolex Grand Prix – zusammen mit Piero D‘Inzeo – glauben Sie, dass dieser Rekord eines Tages gebrochen wird?

Du musst nur jung genug sein, um den Ersten zu gewinnen. Ich war 25, als ich das erste Mal gewonnen habe und dann dauerte es eine lange Zeit. Aber im Sport werden alle Rekorde irgendwann gebrochen. Es wird möglicherweise eines Tages passieren. Aber noch ist es sehr schön, diese eine Person zu sein, die es geschafft hat und ich fühle mich sehr geehrt. Und wie gesagt: Für mich ist Aachen das beste Turnier der Welt.

Ist es für Sie mittlerweile eigentlich schwierig, nur noch als Zuschauer nach Aachen zu kommen?

Nein, nein. Das ist völlig in Ordnung für mich. Ich hatte meine Zeit und bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich freue mich einfach immer, in Aachen zu sein und den Sport anzuschauen. Es ist immer ein tolles Turnier. Und auch in diesem Jahr gibt es wieder so viele gute Pferd-Reiter-Kombinationen. Auch Laura könnte mit Baloutinue gewinnen. Dieses Pferd springt so gut und Aachen wird ihm liegen. Das ist unser Ziel. (CHIO Aachen)