Beirat Sport: Verbot des Touchierens am Sprung beschlossen
Beim Sprung darf es auch kein Touchieren mehr geben Foto: spring-reiter.de

Beirat Sport: Verbot des Touchierens am Sprung beschlossen

Das Verbot des Touchierens am Sprung ist nun endgĂŒltig beschlossen. Der Beirat Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) votierte bei den FN-Tagungen in MĂŒnster einstimmig fĂŒr eine Änderung der LeistungsprĂŒfungsordnung (LPO). Auch die ab Januar 2023 geltende Impfpflicht gegen das Equine Herpesvirus fĂŒr Turnierpferde, insbesondere die VerfĂŒgbarkeit des Impfstoffes, war Thema im Beirat.

Wie gewohnt kamen auch bei den FN-Tagungen in MĂŒnster die Vertreter*innen der Mitglieds- und AnschlussverbĂ€nde der FN sowie die Vertreter*innen des Spitzensports im Beirat Sport und anschließend im Beirat des Deutschen Olympiade-Komitees fĂŒr Reiterei (DOKR) zusammen. VerbandsprĂ€sident Hans-Joachim Erbel blickte in seiner BegrĂŒĂŸungsrede zunĂ€chst auf das vergangene Jahr zurĂŒck. Mit Themen wie den Corona- und Herpes-Pandemien, der Flutkatastrophe im Westen und SĂŒden Deutschlands, den Olympischen Spielen und Paralympics in Tokio sowie Themen rund um Tierschutz und Touchieren war es ein besonders turbulentes Jahr. „Es mangelt wirklich nicht an Herausforderungen, aber das macht unser Verbandsleben auf der anderen Seite auch so spannend. Zugegeben, manchmal wĂ€re etwas weniger Spannung auch ok“, sagte Erbel. Er dankte zunĂ€chst den Anwesenden fĂŒr die herzliche Aufnahme nach seiner Wahl im Juli 2021. Gemeinsam mit dem GeschĂ€ftsfĂŒhrenden FN-Vorstand besuchte er in den vergangenen Monaten die GeschĂ€ftsstellen der LandesverbĂ€nde. „Ein paar Stationen habe ich ja noch vor mir, die meisten Termine stehen aber schon bzw. sind wir auf Terminsuche“, sagte Erbel und erklĂ€rte: „Diese Rundreise hilft mir und uns in Warendorf sehr, die Herausforderungen und unterschiedlichen Bedarfe in den LandesverbĂ€nden kennenzulernen oder noch besser zu verstehen. Aber auch umgekehrt ist es wichtig dass Sie wissen wie ich beziehungsweise wir so ticken. Nur wenn wir im Dialog sind, können wir unsere gemeinsamen Ziele ohne Reibungsverluste angehen. Hier mĂŒssen wir dran bleiben.“

Nach der BegrĂŒĂŸungsrede stand unter anderem das Verbot des Touchierens am Sprung, das die FN-Kommission Ausbildungsmethoden im MĂ€rz auf den Weg gebracht hat, auf der Tagesordnung des Beirats Sport. Die Delegierten votierten einstimmig fĂŒr nachstehende LPO-Änderung.

Der Beirat Sport beschloss, dass § 920 LPO VerstĂ¶ĂŸe wie folgt geĂ€ndert wird:

2. Einen Verstoß begeht insbesondere wer
j) ein Pferd im Rahmen einer PLS oder BV touchiert (vgl. Richtlinien fĂŒr Reiten und Fahren, Band 2),
eine Methode anwendet,
‱ bei der das Pferd vor, wĂ€hrend oder nach der Überwindung eines Sprunges, Hindernisses oder einer sonstigen Sache mit einem Gegenstand getroffen wird, indem der Gegenstand von einer Person, einer Vorrichtung oder auf sonstige Weise angehoben, geworfen oder sonst bewegt wird. ZulĂ€ssige Hilfengebung, z.B. Gertenhilfen, entsprechend der Beschreibung in den Richtlinien fĂŒr Reiten und Fahren bleibt davon unberĂŒhrt.
‱ bei der ein Pferd vorsĂ€tzlich in einen Sprung, Teile eines Hindernisses oder eine sonstige Sache hineinbewegt wird oder es dem Pferd sonst unmöglich gemacht wird, diese zu ĂŒberwinden ohne daran anzuschlagen.

Die Änderung tritt mit ihrer Veröffentlichung im offiziellen Mitteilungsorgan der FN in Kraft, sobald sie also auf der Internetseite der FN unter folgendem Link veröffentlicht worden ist: www.pferd-aktuell.de/bekanntmachungen

Aktueller Stand zur Herpes-Impfpflicht 
Dr. Henrike Lagershausen, Leiterin der FN-Abteilung VeterinĂ€rmedizin und Tierschutz, brachte die Anwesenden auf den aktuellen Stand zum Thema Herpes-Impfpflicht. „Im Juli 2021 wurde im Beirat Sport die Herpes-Impfpflicht fĂŒr Turnierpferde beschlossen, die am 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Mit dieser Entscheidung sind Sie der Empfehlung der StĂ€ndigen Impfkommission VeterinĂ€rmedizin gefolgt“, zeichnete Lagershausen den Prozess nach und ging anschließend noch einmal darauf ein, was die Herpes-Impfung kann und was sie nicht kann. Hauptziel sei es, die Virusausscheidung in den PferdebestĂ€nden zu senken. 2022 sollte ausdrĂŒcklich als Übergangsjahr genutzt werden, um Informationen zur Impfung an die Zielgruppen zu bringen sowie die Grundimmunisierung durchzufĂŒhren. DarĂŒber hinaus steht die FN bzgl. der VerfĂŒgbarkeit der Impfstoffe in Kontakt mit den Impfstoffherstellern. „Die Lager sind voll. Impfstoff ist aktuell ausreichend vorhanden. Die Nachfrage ist aber bisher sehr schleppend“, sagte Lagershausen. Weitere Kommunikation und Information ĂŒber die kommende Impfpflicht sowie die jetzt notwendige Grundimmunisierung seien deshalb jetzt wichtig.

Steinbach und Warneck in die Verbandsgerichte gewÀhlt
Auch Wahlen waren Teil der Tagesordnung in den BeirĂ€ten. Neu in die FN-Verbandsgerichte gewĂ€hlt wurden in MĂŒnster Dr. Tanja Steinbach und Sebastian Warneck. Die beiden rĂŒcken fĂŒr die verstorbenen Bernd Normann und Dr, Gerit Matthesen nach. Dr. Tanja Steinbach (35), FachtierĂ€rztin fĂŒr Pferde aus Isen in Bayern, ist damit fĂŒnfte Beisitzerin in der Disziplinarkommission SĂŒd. Sebastian Warneck (39), Staatsanwalt und vielfacher WM-Teilnehmer im ZweispĂ€nnerfahren aus Rangsdorf in Berlin-Brandenburg, ist Mitglied im 1. Senat des Großen FN-Schiedsgerichts.

DOKR-Beirat: Trotz großer Erfolge – die WM in Herning werden kein SelbstlĂ€ufer
Im DOKR-Beirat wĂŒrdigte Erbel die Erfolgsbilanz der deutschen Reiter*innen, Fahrer*innen, Voltigierer*innen und ihrer Pferde bei den zurĂŒckliegenden Championaten: „Trotz der Anlaufschwierigkeiten und Unterbrechungen war es ein ĂŒberaus erfolgreiches Sportjahr. Mit insgesamt 65 Medaillen, davon waren 33 goldene – mehr als die HĂ€lfte – 24 silbernen und acht bronzenen kamen unsere Aktiven und ihre Pferde von Welt- und Europameisterschaften, Olympischen Spielen und Paralympics zurĂŒck. Alle Disziplinen und Altersklassen, ganz besonders aber unsere Aktiven im Nachwuchsbereich, haben zu dieser tollen Bilanz beigetragen.“ Unter den deutschen SportverbĂ€nden in Tokio war der Pferdesport die erfolgreichste Sportart hinsichtlich des Gewinns von Goldmedaillen. Auch in Deutschland fanden 2021 wichtige Championate statt: „Zwei echte Highlights waren die Europameisterschaften Springen in Riesenbeck und Dressur in Hagen. Beide Championate haben MaßstĂ€be gesetzt und waren eine Werbung fĂŒr die deutsche Veranstaltungskompetenz im Pferdesport. Wir danken Ludger Beerbaum und Familie Kasselmann herzlich fĂŒr diese herausragende Organisation und DurchfĂŒhrung“, sagte Erbel und ergĂ€nzte: „Das nĂ€chste Highlight steht bereits im kommenden Jahr mit den Europameisterschaften in Dressur und Para-Dressur in Riesenbeck an, auf die können wir uns alle jetzt schon sehr freuen.“

Vor den Europameisterschaften 2023 stehen aber zunĂ€chst noch die Weltmeisterschaften in diversen Disziplinen in diesem Jahr auf dem Programm. Der FN-PrĂ€sident sieht die deutschen Nationalmannschaften mit dem neu aufgestellten Bundestrainer-Team auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele und Paralympics 2024 in besten HĂ€nden: „Dennis Peiler als unser GeschĂ€ftsfĂŒhrer Sport musste allein mit 26 Bundes- und Spezialtrainern VertrĂ€ge fĂŒr den neuen Zyklus auf den Weg bringen. Ich bin absolut davon ĂŒberzeugt, dass das DOKR mit dem neuen Trainerteam in allen Disziplinen gut aufgestellt ist“, sagte Erbel und blickte voraus: „Die nĂ€chste große Aufgabe steht bereits vor der TĂŒr. Bei den Weltmeisterschaften 2022 geht es nicht nur um die WM-Medaillen, sondern auch bereits um die QuotenplĂ€tze fĂŒr Paris 2024. Die formale Qualifikation wird vor allem im Springen und in der Para-Dressur wohl kein SelbstlĂ€ufer. Generell bleibt es eine Herausforderung, den Nachwuchs noch besser aufzustellen und an das Spitzenniveau heranzufĂŒhren. Das gilt im Grunde fĂŒr alle Disziplinen und ist sicherlich nicht nur ein Thema des Pferdesportes.“ (fn-press)