Die meisten Pferde springen sehr gerne. Damit diese natürliche Spring-Freude noch gefördert wird und nicht durch schlechte Erfahrungen verloren geht, muss nicht nur der Reiter, sondern auch das Pferd einige Voraussetzungen erfüllen: Auf jeden Fall sollte das junge Pferd bereits mit den Hilfen des Reiters vertraut sein, Paraden und Übergänge mehr oder weniger durchlässig annehmen und sich taktmäßig und losgelassen unter dem Reiter bewegen. Eine gute Vorbereitung auf die ersten Sprünge unter dem Reiter kann Freispringen, Traben über Stangen und Cavaletti-Arbeit sein. Damit wird die Gewandtheit, Koordinations- und Reaktionsfähigkeit des Pferdes trainiert und gefördert. Über dem Sprung soll das Pferd den Rücken aufwölben. Das Aufwölben des Rückens nennt man Bascule.

Das unerfahrene Pferd sollte früh lernen, dass es über jedes Hindernis springen muss und es keinen anderen Weg gibt und es keine Chance hat, zu verweigern oder vorbeizulaufen. Der Reiter muss sein Pferd geduldig, aber konsequent über das Hindernis reiten, notfalls auch aus dem Schritt oder Trab. Bei einem zögerlichen und ängstlichen Pferd kann ein vorangehendes, erfahrenes Führpferd wahre Wunder bewirken.

Springt das junge Pferd vertrauensvoll und gerne über einzelne Hindernisse, kann mit mehreren Sprüngen hintereinander begonnen werden. Dabei hat es sich bewährt, die Hindernisse zuerst an die Bande zu bauen, damit das Pferd eine natürliche Anlehnung hat. Auf bunte und guckige Unterbauten sollte man anfangs verzichten. Eine tolle Abwechslung zum Springtraining auf dem Platz bieten ausgedehnte Ausritte oder Geländeritte, wo natürliche Hindernisse wie Bäche, Gräben oder entwurzelte Bäume übersprungen werden.

Wenn das Pferd in der Lage ist, einen kleinen Parcours mit Hindernissen zu überwinden, kann es an kleineren Springpferdeprüfungen teil nehmen. Dabei geht es weniger um den Erfolg für den Reiter im Wettkampf, sondern vielmehr um die Gewöhnung des Pferdes an die Atmosphäre und Aufgaben bei einem Springturnier.

Freiherr v. Langen, aus seinem Buch „Reiten über Hindernisse“ aus dem Jahre 1931:

 

„Es ist besser und sportlicher, 80 cm in gutem Stil als 120 cm in schlechten Stil zu springen. Es ist unsportlich, vom Pferd zu viel und vom Reiter zu wenig zu verlangen.“

 

Tipp: „Cavaletti Dressur und Springen – Erfolgreich trainieren mit Olympiareiterin Ingrid Klimke“, von Ingrid und Reiner Klimke, erschienen im Kosmos Verlag.