Interview mit Gerrit Nieberg: „Es ist der Erfolg, der mich motiviert!“
Gerrit Nieberg und Ben vor dem Rolex Grand Prix in Kanada. Foto: Jacques Toffi Rolex Grand Slam

Interview mit Gerrit Nieberg: „Es ist der Erfolg, der mich motiviert!“

Nach seinem spektakulĂ€ren Sieg beim CHIO Aachen mit Ben 431 wird Gerrit Nieberg als AnwĂ€rter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ (7. bis 11. September) mit dabei sein. Das Duo wird die Reise ĂŒber den Atlantik zu diesem berĂŒhmten Austragungsort zum ersten Mal antreten und möchte die Dynamik des Sieges vom CHIO Aachen mitnehmen, um als neuer Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping hervorzugehen. Mit Rolex hat Gerrit Nieberg ĂŒber das kommende Abenteuer, ĂŒber Erfolg, seinen „Superstar“ Ben und den einen ganz wichtigen Ratschlag gesprochen:

Wie fĂŒhlt es sich an, AnwĂ€rter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein?

Es ist ein echtes Privileg, AnwÀrter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war schon immer ein Traum von mir und ich habe immer zu den anderen Reitern aufgeschaut, die das geschafft haben. Nach meinem Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen hat es etwa eine Woche gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich tatsÀchlich der AnwÀrter bin!

Wie sehen Ihre Ziele, TrĂ€ume und Ambitionen fĂŒr 2022 aus?

Ich wĂŒrde gerne mit den Rolex Grand Slam Turnieren in Spruce Meadows und dann in Genf weitermachen. Das hatte ich ursprĂŒnglich nicht geplant, weil ich aufgrund meines frĂŒheren Weltranglistenplatzes nicht an diesen Turnieren hĂ€tte teilnehmen können. Aber jetzt, wo ich die Chance habe, bei diesen Turnieren zu starten, will ich mein Bestes geben und alles tun, um diese Entwicklung beizubehalten.

Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stÀrksten inspiriert?

Ich habe erst mit 13 Jahren angefangen zu reiten. Davor habe ich mich mehr fĂŒr andere Sportarten wie Fußball interessiert. Allerdings bin ich durch meine Eltern mit Pferden aufgewachsen, so dass ich immer mit Pferden zu tun hatte. Und eines Tages habe ich beschlossen, es einfach mal auszuprobieren.

Meine Liebe zum Springreiten hat sich dann schnell eingestellt, eine Woche nachdem ich mit dem Reiten begonnen hatte, war es fĂŒr mich beschlossene Sache, dass ich ein professioneller Springreiter werden wollte. Von diesem Moment an habe ich jeden Tag hart gearbeitet und trainiert, um diesen Traum zu verwirklichen.

Als ich jung war, war mein Vater die Person, die mich am meisten inspiriert hat, weil er so viel Erfahrung und Erfolg hatte. Ich habe immer davon getrĂ€umt, so gut zu sein wie er – und vielleicht eines Tages sogar noch ein bisschen besser! Ich schaue immer noch sehr zu ihm auf, wenn es darum geht, wer er ist und wie viel er jeden Tag arbeitet. Obwohl er nicht mehr an Turnieren teilnimmt, sitzt er immer noch jeden Tag zu Hause auf dem Pferd. Seine Motivation und UnterstĂŒtzung bei allem, was ich tue, ist einfach toll und sehr inspirierend.

ErzĂ€hlen Sie uns ein wenig ĂŒber Ben 431. Wie ist sein Charakter? Wie ging es ihm nach dem CHIO Aachen?

Ich muss zugeben, dass Ben 431 wirklich ĂŒbermotiviert ist. Es kann manchmal ziemlich schwierig sein, ihn zu handeln und ruhig zu halten, aber das ist auch etwas sehr Positives, denn es bedeutet, dass er immer fĂŒr einen kĂ€mpft und versucht, immer sein Bestes zu geben. Er ist unermĂŒdlich. Zum Beispiel war er nach drei UmlĂ€ufen beim CHIO Aachen nicht mĂŒde und hĂ€tte noch ein oder zwei mehr gehen können. Nach dem Sieg in Aachen hat er auch verstanden, dass er etwas Besonderes geleistet hat. Es gab viele Pressetermine, so dass er viel Aufmerksamkeit bekommen hat – sogar mehr als vorher. Jetzt schaut er stĂ€ndig aus seinem Fenster, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, und ich glaube, er fĂŒhlt sich ein bisschen wie ein Superstar!

Welche Leckerlis mag Ben 431, wenn er erfolgreich ist?

Äpfel von den BĂ€umen am Stall!

Mit welchen Pferden werden Sie beim Spruce Meadows ‘Masters’ antreten, und wen haben Sie fĂŒr das CP ‘International’, presented by Rolex ausgewĂ€hlt?

Ich werde mit Ben 431 und Blues d’Aveline antreten, der auch beim CHIO Aachen am Start war und in Hamburg platziert war. Ben wird auf jeden Fall mein Partner beim CP ‚International‘, presented by Rolex sein.

Ist Ben 431 ein guter Reisender auf langen Strecken?

Bisher ist er einmal im Jahr nach Doha geflogen und hatte damit eigentlich keine Probleme. Alles verlief reibungslos und unkompliziert, so dass es auf dem Weg nach Calgary keine Probleme geben dĂŒrfte.

ErzĂ€hlen Sie uns mehr ĂŒber die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter 
 Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?

Es gibt viele aufregende junge Pferde, aber es ist immer schwer zu sagen, wer den Übergang in den anspruchsvolleren Teil des Sports am besten meistern wird. Ich wĂŒrde sagen, dass ich besonders von Amigo 1841 begeistert bin, er jetzt neun Jahre alt ist. Ich hoffe wirklich, dass er den Schritt auf das nĂ€chste Niveau schafft.

Wie wichtig ist Ihr Team fĂŒr Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, die Besitzer?

Mein Team ist ungemein wichtig. Es geht ja nicht nur um Ben und mich. Wir sind zwar 80 Sekunden lang gemeinsam im Parcours unterwegs, aber es gibt so viel Arbeit, die hinter den Kulissen ablĂ€uft. Das gesamte Team spielt eine SchlĂŒsselrolle dabei, dass wir in diesen 80 Sekunden im Parcours Erfolg haben. Oft wird nur ĂŒber den Reiter und das Pferd gesprochen, aber drum herum gibt es noch so viele mehr. Alle anderen sind genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Sie sind die wahren stillen Helden.

Gut Berl scheint ein echter Familienbetrieb zu sein. ErzĂ€hlen Sie uns ein wenig darĂŒber?

Gut Berl wird von Hendrik Snoek, dem ehemaligen deutschen Springreiter, geleitet, und wir arbeiten dort alle fĂŒr ihn. Auch wenn das Gut Hendrik gehört, so ist es doch auch ein Familienbetrieb. Wir haben eine wirklich gute Partnerschaft und Beziehung, worĂŒber ich sehr froh bin. Außerdem ist es toll, die Chance zu haben, diese Art von Pferden zu haben und an großen Turnieren teilnehmen zu können.

Hendrik ist der Stallbesitzer und der EigentĂŒmer der meisten meiner Pferde. Pferde wie Ben gehören jedoch zu halben Teilen Hendrik und meinem Vater. Im Stall stehen noch einige andere Pferde, die mehrere Besitzer haben.

Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?

Ganz einfach: es ist der Erfolg, der mich motiviert! Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Ich liebe das Reiten, aber ich weiß nicht, ob ich es ohne den Wettkampf-Aspekt, die Turniere und etwas, auf das ich hinarbeiten kann, tun könnte. Veranstaltungen wie Aachen sind das, worauf ich jeden Tag hinarbeite, und die Möglichkeit, dort anzutreten, motiviert mich ungemein. Ich arbeite so hart wie eh und je daran, weitere Momente wie diesen genießen zu können.

Werden Sie durch Initiativen wie den Rolex Grand Slam noch mehr motiviert, zu gewinnen?

NatĂŒrlich. Der Rolex Grand Slam ist so traditionell und einzigartig. In unserem Sport gibt es jedes Jahr so viele Turniere, der Rolex Grand Slam ist definitiv ein Highlight, da er aus vier der besten Events ĂŒberhaupt besteht. Jeder wĂŒrde gerne einmal bei einem der Turniere des Rolex Grand Slam gewinnen. Er gilt unter uns Reitern und innerhalb des Sports als eine wirklich wichtige Initiative.

Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Sportveranstaltungen sehen Sie sich gerne an? Welche gefĂ€llt Ihnen am besten und warum?

Leider habe ich nicht die Zeit, allzu viele andere Sportarten anzuschauen, aber wenn, dann schaue ich sehr gerne Tennis. Mein Lieblingsspieler ist Roger Federer.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Dass man immer an sich selbst glauben soll. Dieser Ratschlag ist so wichtig fĂŒr die eigene mentale Einstellung – insbesondere fĂŒr das Selbstvertrauen und wie man generell ĂŒber alles denkt. Ebenso sollte man auch immer an seine Pferde glauben. Außerdem ist es wichtig, so viele verschiedene Pferde wie möglich zu reiten. Das ist der beste Weg, um reiten zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und ein VerstĂ€ndnis fĂŒr die Pferde zu entwickeln.