„Meine Karriere ist auf jeden Fall steiler nach oben gegangen!“ Interview mit Sophie Hinners

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Ihr sieht man einfach gerne zu: Sophie Hinners reitet nicht nur schön, sondern auch ziemlich erfolgreich. Zuletzt glänzte sie als beste Deutsche beim Weltcup-Finale in Basel auf Platz fünf. Kein Wunder, dass sie in diesem Jahr zum ganz engen Kreis der Kandidaten gehört, wenn man Richtung Europameisterschaften der Springreiter blickt. Bei der DKB Pferdewoche Hohen Wieschendorf ist die Spitzenreiterin mit fünf Pferden am Start, darunter ihre aktuelle Nummer eins im Stall, Iron Dames My Prins. Er ist momentan der heißeste Anwärter der 27-Jährigen für die Europameisterschaften. Wir haben mit Sophie Hinners über ihren rasanten Aufstieg in der Weltrangliste gesprochen, über große Ziele, Träume und die Familienplanung.

Dein großes Ziel ist die EM in A Coruna in diesem Jahr und hier ist der kleine Auftakt?
Sophie Hinners
: „Ja genau, das Ziel ist dieses Jahr auf jeden Fall die Europameisterschaft. Und wenn es jetzt morgen losgehen würde mit der EM, würde ich auf My Prins setzen. Mit ihm war ich in Basel beim Weltcup-Finale, seither hatte er etwas Pause und jetzt habe ich ihn hier in Hohen Wieschendorf dabei. Das ist wieder sein erstes Turnier. Ich habe mir zwei lockere Prüfungen für ihn ausgesucht, damit er wieder reinkommt. Am Mittwoch war ich mit ihm im 1,40-Meter-Springen dabei. Da sprang er null, war richtig frisch und hat fröhlich gebockt nach Sprung eins. Und am Samstag wird er noch die 1,50-Meter-Prüfung gehen.“

Warum hast Du Dir gerade Hohen Wieschendorf als ‚Wiedereinstieg‘ für Deinen EM-Kandidaten My Prins ausgesucht?
Sophie Hinners
: „Hohen Wieschendorf ist ein superschönes Turnier mit tollen Bedingungen und wir können die Pferde hier super arbeiten. Im Hinblick auf die weitere Turnierplanung passt es außerdem genau für My Prins. Ich werde in zwei Wochen mit ihm in Cannes und dann wieder zwei Wochen später in Rotterdam starten. Das sind beides Sandplatz-Turniere wie hier in Hohen Wieschendorf, deshalb ist das eine sehr gute Vorbereitung. Und ich habe viel Zeit für ihn. Wir sind von Mittwoch bis Sonntag hier, ich reite ihn manchmal zweimal täglich, befasse mich intensiv mit ihm. Das passt alles super.“
 
Du hast neben My Prins vier weitere Pferde dabei, wie würdest Du Deine ‚Hohen Wieschendorf-Truppe‘ beschreiben?
Sophie Hinners
: „Erstmal beginnt der Name von allen mit ‚Iron Dames‘ (lacht), weil sie alle im Besitz von Deborah Mayer sind. Es sind supertolle Pferde: zwei Nachwuchspferde, die hier das erste Mal die Vier-Sterne-Tour gehen und einen Step weiter nach vorne machen. Iron Dames Michael Jackson ist auch erst acht, er geht hier seinen ersten Zwei-Sterne-Großen Preis und ich habe noch den siebenjährigen Iron Dames Uriel für die Youngster-Tour dabei. Ich bin insgesamt tatsächlich so gut beritten wie noch nie.“

Du bist derzeit die Nummer 31 der Weltrangliste, wärst du ohne die Iron Dames auch so weit oben?

Sophie Hinners: „Nein. Ohne Deborah wäre ich auf jeden Fall nicht so weit oben in der Weltrangliste. Ich wäre auch sicher nicht beim Weltcup-Finale mitgeritten oder in der Global Tour. Durch die Iron Dames hat sich für mich schon sehr viel verändert. Meine Karriere ist auf jeden Fall steiler nach oben gegangen. Da bin ich auch sehr sehr dankbar für. Für mich ist das natürlich eine ganz besondere Situation und eine tolle Möglichkeit, die ich da bekomme. Ich habe viele tolle Pferde im Stall. Und ich hoffe, wir können unsere Form halten und noch etwas weiter nach oben steigen.“

Was genau macht den Unterschied?

Sophie Hinners: „Durch die Unterstützung von Deborah und ihr langfristiges Ziel können wir mit unseren Pferden sehr gut planen. Was ja gar nicht immer so einfach ist, wenn da doch mal wieder ein Pferd verkauft wird und man dann wieder so ein bisschen von vorne anfangen muss. Trotzdem gehört natürlich noch viel dazu, wir müssen den richtigen Plan für die Pferde machen. Es bringt jetzt nichts, auf jedem Turnier so ein bisschen mitzumachen und überall rumzutanzen. Da muss ein sinnvoller Plan gemacht werden, die Pferde müssen fit gehalten werden.“

Macht ihr drei den Jahres-Plan für die Pferde zusammen?

Sophie Hinners: „Ja, wir versuchen erst mal zu Hause mit David und Richi einen Plan zu machen. Und dann sprechen wir natürlich auch mit Deborah und mit Otto, damit es für alle passend ist. Wir wollen natürlich noch mal angreifen in diesem Jahr und mit den Iron Dames unseren Titel vom letzten Jahr verteidigen. Dann habe ich in diesem Jahr auch die Chance, ein paar Nationenpreise mitzureiten und ich habe auch die Europameisterschaft im Hinterkopf. Man muss so ein bisschen alles unter einen Hut bekommen. Das besondere an unserem Team ist, das wir zu dritt sind und auch nicht immer einer Meinung sind. Aber das ist genau das Wichtige, dass man sich einfach austauscht. Und dann sieht man einfach mal mehrere Facetten.“

Wo siehst Du Dich in ein paar Jahren – glaubst Du, Du kannst den Sport und eine Familie vereinbaren?

Sophie Hinners: „Ich denke ja. Auch da gehört ein gutes Team und eine gute Planung dazu. Aber das sieht man ja auch bei mehreren Frauen in unserem Sport, dass das vereinbar ist. Man hört auch mal, dass man nach dem Mutter sein anders im Sattel sitzt und vielleicht ein bisschen ängstlicher ist. Das kann ich jetzt natürlich noch nicht so einschätzen. Wir sind ja auch gerade dabei eine eigene Anlage in Rodgau bei Frankfurt aufzubauen, die vor kurzem gekauft wurde. Das ist jetzt ein sehr großes Projekt. Dann stellen wir uns irgendwann vor, dass wir da wohnen und arbeiten und immer noch tolle Pferde im Stall haben. Und ich hoffe, dass ich weiterhin auf diesem Niveau reiten kann, hoffentlich mit einer Familie. Dann ist es vielleicht nicht mehr die große Anzahl an Pferden. Da muss man einfach gucken, wie sich das entwickelt. Das wäre ein Traum für mich, wenn wir das alles so aufgebaut bekommen, wie wir uns das jetzt vorstellen und trotzdem noch sportlich erfolgreich sein können.“