Von „etwas mehr riskieren“ bis „nicht mit Vollgas“ starten: Die Taktiken fürs Weltcup-Finale in Leipzig
Wollen schon zum Auftakt etwas riskieren: David Will und C Vier, hier in Genf Foto: spring-reiter.de

Von „etwas mehr riskieren“ bis „nicht mit Vollgas“ starten: Die Taktiken fürs Weltcup-Finale in Leipzig

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Die Vorfreude auf das Weltcup-Finale in Leipzig steigt, die Reiter versuchen, möglichst erfolgversprechende Strategien für sich und ihre Pferde zu entwickeln, damit sie am Sonntag im Finale eine Chance haben, um den Sieg mit zu reiten. Naturgemäß sind da die „alten Hasen“ in Vorteil gegenüber den Reitern, die sich zum ersten Mal für ein Weltcup qualifiziert haben – so wie etwa Gerrit Nieberg.

„Ich bin überzeugt, meine Pferde – besonders Ben – sind in Topform. Ich bin auf jeden Fall hochmotiviert, positiv angespannt und freue mich auf die kommende Woche.“ Vater Lars Nieberg nahm 13 Mal an Weltcup-Finals teil. Gemeinsam besprachen sie zu Hause die Strategie: „Ziel auf eine fehlerfreie Runde und versuche, diese Serie bis Sonntag fortzusetzen.“  Leichter gesagt als getan.

Auch für den Mannschafts-Vize-Europameister David Will ist Leipzig eine Premiere: „Das erste Weltcup-Finale ist etwas Besonderes, ich denke, jedes erste ist immer besonders spannend. C Vier ist in Topform, er ist nicht so viel gesprungen, wie ich gehofft hatte, weil die für ihn geplanten Turniere – die Weltcup-Stationen in Basel, Bordeaux und Göteborg – alle abgesagt wurden. Ich war drei Wochen mit ihm in Oliva in Spanien und denke, wir sind in großartiger Form.“ Sein Plan für die kommenden Tage: „In Leipzig wird es nicht reichen, erst einmal auf Nummer sicher zu gehen, weil der Wochenverlauf bereits am ersten Tag entschieden wird. Daher müssen wir etwas mehr riskieren.“

Dritter Deutscher, für den es in Leipzig zum ersten Mal um den Weltcup-Sieg geht, ist Christian Kukuk: „Ich bin in sehr guter Stimmung, hochmotiviert und gespannt, was das Wochenende für mich bereithält. Es ist mein erstes Weltcup-Finale und ich bin noch nicht nervös. Ich bin nur ein bisschen überrascht, denn obwohl ich schon ein paar Mal in Leipzig war, ist das Setup dieses Jahr ein bisschen anders.“ Und seine Taktik? „Mein Plan für die nächsten Tage hängt stark vom Parcours ab, es ist schwierig, etwas vorherzusagen. Ich glaube nicht, dass ich große Risiken eingehen werde, sondern lieber eine ruhige und maßvolle erste Runde angehen werde.“

Das britische Talent Harry Charles, der im Juli erst 23 Jahre alt wird, versucht es mit zwei Pferden: „„Ich habe zwei ganz besondere Pferde mitgebracht. Ich werde Stardust in der Speed-Klasse reiten und denke, das wird ein Vorteil für den ersten Tag sein, und ich werde mit Romeo am Wochenende starten. Er hat so viel Spielraum und ist sehr mächtig. Am Sonntag werde ich hoffentlich sagen können, dass meine Strategie richtig war. Ich freue mich sehr darauf, mein erstes Weltcup-Finale zu reiten.“

Der Niederländer Harrie Smolders hat schon zweimal am Sieg geschnuppert: Im Jahr 2012 wurde er sozusagen zu Hause in ’s Hertogenbosch Zehnter mit Regina Z, 2016 in Göteborg beim Finale sogar Zweiter mit Emerald. Und diesmal? „Dieses Finale in Leipzig wird mein sechstes sein. Ich habe Monaco mitgebracht; er ist 13 Jahre alt und dieses Weltcupfinale wird sein erstes Championat sein. Ich bin sehr gespannt, da ich im Finale schon einmal Zweiter geworden bin, und hoffe, am Sonntag in die Finalrunde einziehen zu können.“

Ganz alte Weltcup-Final-Hasen sind zwei andere. Marcus Ehning: „Das ist mein 19. WM-Finale, aber es bleibt trotzdem faszinierend, zumal es in Deutschland stattfindet. Sicherlich habe ich jetzt andere Erwartungen als mit 25 (schmunzelt), da man mit dem Alter etwas ruhiger wird, aber ich bin trotzdem gespannt. Ursprünglich wollte ich mit Stargold und Calanda antreten, aber leider konnte ich Stargold nicht mitbringen. Auch wenn Leipzig vielleicht nicht ihr Turnier ist, Calanda ist ein sehr schnelles Pferd und wir werden unser Bestes geben. Allerdings werden wir nicht mit Vollgas starten, da sie am Sonntag noch genug Power braucht.“

Genauso oft war sein US-amerikanischer Konkurrent am Start, McLain Ward: „Ich denke, das könnte mein 19. WM-Finale sein. Ich mag Leipzig, ich war hier schon zweimal im Weltcup-Finale und es war immer toll. Dieses Jahr habe ich Contagious mitgebracht, der mit mir die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen hat. Wir hatten eine sehr gute Saison und ich denke, wir haben es geschafft, diese Form bis jetzt zu halten. Er ist von Natur aus ein sehr schnelles Pferd und ich würde gerne schon am ersten Tag in der Spitzengruppe sein. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich gleich am ersten Tag alles riskiere, das ist immer etwas gewagt. Ich werde auf jeden Fall versuchen, in den ersten beiden Runden mit an der Spitze des Feldes zu landen, und hoffe, dass es für den Sonntag reicht.“

Möge der Bessere gewinnen, hieß es schon im alten Rom. Aber wie alle wissen, manchmal ist es auch der Glücklichere, bei dem eine Stange nur wackelt und nicht fällt. Wie auch immer: Es wird spannend in Leipzig, am Sonntag ab 14.45 Uhr starten die beiden entscheidenden Umläufe, die über den Weltcup-Sieg entscheiden – oder doch nicht? Nach aller Wahrscheinlichkeit müssen die Besten anschließend noch einmal antreten, im Stechen.

Viel Glück!