Was Gerrit Niebergs Ben und McLain Wards Contagious verbindet
McLain Ward, hier mit Contagious, ist auf Rang drei der Spitzenverdiener 2022. Foto: spring-reiter.de

Was Gerrit Niebergs Ben und McLain Wards Contagious verbindet

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Manchmal hängt ja alles irgendwie mit allem zusammen – auch bei den Pferden. In diesem Fall bilden der Holsteiner Hengst Contagio, die talentierte Reiterin Darline Eisenmenger und weniger als fünf Kilometer Entfernung zwischen zwei Züchtern in Hessen diese Klammer.

Auf Contagio (Colman x Lordanos) begann Gerrit Niebergs steiler Erfolgsweg nach oben. Und auf Contagios Sohn Contagious sammelt der US-Amerikaner McLain Ward schon länger auf der ganzen Welt beeindruckende Siege.

Mit einem zweiten Platz in der Springpferdeprüfung L in Villmar begann der Erfolgsweg von Contagious auf den Turnierplätzen, der ihn über die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio bis aktuell zu den Siegen im Turkish Airline-Preis und im RWE Preis von Nordrhein-Westfalen beim CHIO Aachen führte: Damals, als er mit der Tochter seines Züchters Andreas Eisenmenger, Darline Eisenmenger, begann, hieß der heute weltberühmte Contagious noch Contagios. Und 40 Euro gab es für diesen ersten Erfolg, beim CHIO Aachen waren es für jeden der beiden Siege 50.000 Euro. Ansteckend lautet die deutsche Übersetzung für Contagious, und ansteckend ist die Begeisterung, die der Fuchs bei seinen Auftritten auslöst.

In Niederzeuzheim nördlich von Limburg kam Contagious im Jahr 2009 bei Andreas Eisenmenger zur Welt – und keine fünf Kilometer entfernt, in Hamngenmeilingen bei Christa Mikulski, erblickte zwei Jahre später der andere Wallach das Licht der Welt, der gerade beim CHIO Aachen durch seinen Überraschungs-Sieg im Rolex Grand Prix für Begeisterungsstürme des Publikums sorgte: Gerrit Niebergs Ben 431. Und wer brachte ihn einst im Sport so richtig in Fahrt? Ja, auch hier wieder Darline Eisenmenger. Ihr erster gemeinsamer Erfolg war eine Springprüfung L, mit 40 Euro für einen zweiten Platz. Für den Sieg in Aachen hatte sich das auf 500.000 Euro gesteigert.

Im Gespräch mit spring-reiter.de erinnert sich Andreas Eisenmenger noch sehr genau an diese Anfänge. Seine Frau hatte ihn gerade verlassen, „aber meine drei Töchter zum Glück bei mir gelassen“, denn Darline, Alena und Riana wuppen mit ihm zusammen alles. Natürlich hat er auch noch Contagious vor Augen, „ich habe ihn ja schließlich jeden Tag gefüttert“. Mit vier Jahren wurde er angeritten, mit fünf Jahren zum ersten Mal vorgestellt. „Der ist nie spektakulär gesprungen, aber hat vom ersten Tag auch nie an einer Stange Lärm gemacht.“ Beim Freispring-Wettbewerb „ging er die ganze Reihe lautlos und als Einziger ohne Fehler.“ Den beiden Richtern, deren Namen er auch immer noch parat hat, reichte das nicht, denen war die Springmanier nicht auffällig genug für eine Bestnote. Ob die beiden Richter ihr Urteil von damals heute selbst hinterfragen? Andreas Eisenmenger jedenfalls ärgerte sich so sehr, dass er seitdem nie mehr zu einem Freispring-Wettbewerb mit seinen jungen Pferden gegangen ist, „da habe ich mir viel Zeit erspart“.

Dietmar Gugler entdeckte das Talent auf einem Turnier unterm Sattel von Darline Eisenmenger und kaufte Contagious. Sein damaliger Bereiter David Will traf Andreas Eisenmenger, „und er wusste gar nichts von dem Deal. Aber dann hat er nur gesagt: Super eingekauft vom Chef!“ Julia Beck übernahm die weitere Förderung der Neuerwerbung, und dann ging alles ziemlich schnell: Achtjährig wechselte Contagious in den Stall der US-Amerikanerin Reed Kessler und seit 2018 ist er bei McLain Ward.

Und Ben? „Ursprünglich sollte er als Siebenjähriger verkauft werden“, erinnert sich Andreas Eisenmenger, „dann doch nicht und wir übernahmen ihn im März“. Der hatte „schon immer eine super Einstellung“. Also beschloss Vater Andreas, dass seine älteste Tochter Darline beim Pfingstturnier im Wiesbadener Schlosspark mit ihm an den Start gehen sollte: „In den ersten beiden Runden über 1,40m hatte er jeweils einen Fehler, weil er noch von der Atmosphäre und den Bäumen beeindruckt war. Aber schon die dritte Runde war null!“

Auch dieses Ausnahmetalent blieb nicht unbeobachtet: Hendrik Snoek und Lars Nieberg griffen zu. Der ehemalige Mannschafts-Weltmeister und -Olympiasieger Lars Nieberg nahm sich der weiteren Ausbildung von Ben an, ehe dann sein Sohn Gerrit in den Sattel stieg.

Ist denn der nächste Kracher im Hause Eisenmenger schon in Sicht? „Na ja“, erzählt Andreas Eisenmenger, „unsere Donata hat ja schon 2* gewonnen und ist 3* platziert.“ Gemeint ist die zehnjährige D’inzeo-Tochter, die in diesem Jahr beim Schlossturnier in Wiesbaden auch im 4*-Bereich bereits unterwegs war, natürlich unter dem Sattel von Darline Eisenmenger. „Die Stute stammt auch aus meinem guten Stutenstamm.“ Und dann ist da noch DSP Undercover, sechsjähriger Hengst von Unbreakable Z und unter Darline Eisenmenger bereits mit vielen goldenen Schleifen ausgezeichnet. Und und und…

Der Name Eisenmenger verspricht noch manche Überraschung.