Was macht ein guter Horseman, wenn er in der zweiten Runde des FEI World Cup zwar für das Stechen um den Tagessieg qualifiziert ist, aber auch ein sechster Platz für die Verteidigung der Gesamtführung ausreicht? Er schont sein Pferd, verzichtet auf das Stechen – und damit auf bis zu 25.000 Euro Preisgeld. Vielleicht braucht er die gesparte Energie ja auch noch, wenn es am Sonntag ins Finale geht.
Julien Epaillard machte es am Freitagabend in Basel genau so. Auf Donatello d’Auge (v. Jarnac) hatte der Franzose am Donnerstag die erste Runde des World Cup Finales in Basel gewohnt schnell gewonnen, in der zweiten Runde am Freitagabend die nächste Nullrunde im Umlauf serviert – und sollte dann eigentlich als Letzter der Sechs, die sich für das entscheidende Stechen qualifiziert hatten, in den Parcours einreiten. Aber er kam nicht, schonte seinen zwölfjährigen Wallach für die beiden Finalrunden am Sonntag – mit einem möglichen Stechen als Krönung. Mit 0 Wertungspunkten hat er jetzt die Führung und damit die beste Startposition als Letzter für Sonntag. Julien Epaillard: „Es war keine einfache Entscheidung, nicht im Stechen zu starten. Aber ich wusste, dass ich auch ohne ein Stechen in Führung lag, und so traf ich die Entscheidung, mein Pferd für das Finale am Sonntag zu schonen.“
Den Tagessieg überließ er Martin Fuchs. Mit fehlerfreien 40,77 Sekunden sicherte sich der Schweizer auf Leone Jei (v. Baltic VDL) den Erfolg im Stechen und schob sich damit vom zehnten auf den zweiten Rang in der Zwischenwertung, punktgleich mit Titelverteidiger Henrik von Eckermann, der mit Iliana (v. Cardento) an diesem Freitag als schnellster Vier-Fehlerpunkte-Reiter im Umlauf Siebter wurde. „Ich habe mich im Stechen eigentlich gar nicht an meinen Plan gehalten und sogar einen Galoppsprung mehr gemacht. Aber Leone Jei hat das alles so super absolviert, dass wir trotzdem gewonnen haben“, freute sich der Sieger Martin Fuchs.
Die Nummer eins im Team Deutschland bleibt unverändert Sophie Hinners, die jetzt in der Zwischenwertung Neunte hinter Max Kühner ist. Sie bildete am Ende dieser zweiten World Cup Prüfung in der Tageswertung ein Vier-Punkte-Terzett in Schwarzrotgold mit dem Schnellsten von ihnen, Richard Vogel, und Marcus Ehning auf den Tagesplätzen 11 bis 13.
Richard Vogel, der in der Zwischen-Gesamtwertung jetzt Zehnter ist, hatte mit United Touch S (v. Untouched) eine Bilderbuchrunde in die Sankt Jakobshalle gezaubert – ja, bis zum letzten Sprung. „United ist so überragend gesprungen. Ich hätte ihm aber am letzten Sprung etwas mehr Platz verschaffen müssen“, analysierte der Reiter anschließend selbstkritisch, nachdem die letzte Stange gefallen war.
Auch Marcus Ehning, in der Gesamtwertung jetzt 15., hatte mit Coolio (v. Casalito) eine Diskussion mit einer Stange unterwegs, genauso wie Sophie Hinners auf Iron Dames My Prins (v. Zilverstar T).
Einen deutlichen Satz nach oben in der Zwischenbilanz machte Hansi Dreher: Der Zeitspring-Auftakt am Donnerstag mit Vestmalle des Cotis (v. Baloubet du Rouet) hatte eher enttäuschend auf Rang 22 geendet. Aber mit Elysium (v. Zirocco Blue) lief es im Umlauf am Freitag dann genau wie geplant und endete fehlerfrei im Stechen. Es wurde dort mit 42,26 Sekunden die zweitschnellste Zeit – aber der Weg zum letzten Sprung wurde dabei ein bisschen zu weit. Vier Punkte bedeuteten Rang vier in der Tageswertung und jetzt Rang elf in der Zwischenwertung. „Die Null-Runde war einfach wichtig heute. Elysium ist wirklich toll gesprungen und ich habe das auch nicht so schlecht gemacht. Meine ganze Familie ist hier, meine Freunde sind hier. Es ist einfach toll!“, grinste Hansi Dreher anschließend.
Der fünfte deutsche Final-Teilnehmer, Mario Stevens, hatte am Donnerstag mit seinem Starissa FRH (v. Stakkato Gold) einen Pech-Fehler und heute gleich wieder. Im Aussprung der Zweifachen, einem Oxer, fußte der Wallach vorne ein, nahm eine Stange mit – und absolvierte den Rest wieder vorbildlich fehlerfrei. Im Gesamtergebnis gehen sie damit jetzt am Sonntag als 20. an den Start.
Max Kühner bedankte sich nach dem Stechen ausdrücklich bei seinem Pferd: „Ich hatte meinen Bügel vor der Mauer verloren und dann war die Distanz zum letzten Sprung nicht optimal. Aber Elektric ist mein Partner in Crime und kämpft immer für mich. Ich kann ihm gar nicht genug dafür danken.“
Am Sonntag geht es um 14 Uhr für die besten 30 Reiter weiter. In der zweiten Runde gegen 16.30 Uhr treten nur noch die besten 20 Paare gegeneinander an.
Das ganze Ergebnis der 2. Runde: HIER
Das aktuelle Zwischenergebnis: HIER